Friedrich Merz im ZDF-Sommerinterview: Eigenlob mit Zornesfalte

Friedrich Merz hat sich wieder einmal hingesetzt – im ZDF-Sommerinterview. Und wie immer, wenn Merz sich setzt, stellt sich vor allem eines: der Eindruck, dass er eigentlich stehen müsste, um sich selbst besser applaudieren zu können.

Mit unbewegter Miene erklärte er, wie stolz er auf die Koalition sei: keine Steuererhöhungen, keine Zerwürfnisse, alles im Lot. Merz’ Selbstzufriedenheit erinnerte an einen Kapitän, der während des Untergangs der Titanic erklärt, man habe immerhin die Getränke an Bord nicht verteuert.

Als die Moderatorin nachhakte, ob denn wirklich „alles“ so toll sei, huschte ein leichtes Zucken über seine Stirn. Gereizt, fast beleidigt, dozierte Merz, man müsse „das Positive sehen“. Ein Satz, der vermutlich auch auf seinem Badehandtuch steht.

Dann die Aktivrente: Ab Januar dürfen Seniorinnen und Senioren angeblich 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen. Merz verkaufte das als großherzige Innovation – unterschlug aber, dass es bislang nicht mehr als ein politisches Vorhaben ist. Sein Tonfall: als hätte er höchstpersönlich das Rad erfunden und gleichzeitig den Rollator abgeschafft.

Beim Thema Ukraine wurde es ernst – und damit ungemütlich. Auf die Frage nach deutschen Bodentruppen reagierte Merz scharf ablehnend, als hätte man ihn verdächtigt, heimlich Panzer im Vorgarten zu parken. Stattdessen stellte er sich „auf einen langen Krieg ein“. Er klang dabei wie jemand, der nicht über Krieg, sondern über ein besonders zähes Kaugummi spricht.

Auch in der Asylpolitik und bei der Verfassungsrichterwahl lobte Merz sich selbst für „Fortschritte“ und „normale Gespräche“. Wer ihn hörte, hätte meinen können, er habe persönlich Europa befriedet – und nebenbei die Bundesrepublik noch einmal neu gegründet.

Am Ende blieb vor allem der Eindruck: Friedrich Merz, der Mann, der sich im Spiegel applaudiert und bei kritischen Fragen den Applaus kurz unterbricht, um gereizt zurückzuzischen. Ein Sommerinterview, das weniger Antworten gab, dafür aber ein Bild zeichnete – von einem Politiker, der sich selbst am liebsten im Glanz seiner eigenen Schlagzeilen wärmt.